EINE HALLIG IM PADDELFIEBER
Seekajakwoche der Salzwasserunion auf Hooge
Ungewohnt bunt ging es eine Woche rund um das Hooger „Seilerhus“ zu. Denn die rund hundert Seekajakfahrer der „Salzwasserunion“ – ein Zusammenschluss von ca. 1200 Seekajakfahrern, die Salzwasserreviere bevorzugen – haben die Hallig Hooge als Basislager für ihr größtes Jahrestreffen auserkoren. Und so herrscht seit vergangenem Freitag Festival-Stimmung an der Hooger Schleuse. Zwischen den Stelzen des Vereinshauses vom Hooger Segelclub (HSCH) flattern Jacken, Neoprenanzüge und Ausrüstung zum Trockenen im Wind. Hakola Dippel, der 1. Vorsitzende der „Salwasserunion“, steht an der Hafenausfahrt und beobachtet die Teilnehmer der Tagestour zum Pallas-Wrack, die bereits weit draußen vor Hooge dem Horizont entgegen gleiten. Nur hin und wieder sieht man noch ein Paddel im Sonnenlicht aufblitzen. Im Hafenbecken plätschert es währenddessen. Anweisungen hallen zwischen den Segelyachten hindurch. Techniktraining ist angesagt und die Teilnehmer vollführen unter den aufmerksamen Augen von Bernhard Hillejan eine Rolle nach der anderen. „Rollen zu trainieren ist ein riesen Spaß, aber auf Tour, bei Wind und Welle bedeutet eine Rolle Adrenalin und Stress“ erklärt Maike Feldt, die für die „Land-Organisation“ der Seekajakwoche zuständig ist. Elegant schwingt sie sich mit ihrem Kajak auf die Seite, taucht komplett ab und kommt wenige Sekunden später mit einem Schwall Wasser und einem breiten Grinsen wieder hervorgeschossen „Wenn man die Rolle technisch beherrscht, ist sie gar nicht anstrengend“, erzählt die 26-Jährige. Kaum aus dem Wasser wird sie voll in Beschlag genommen. Hier ist ein Handy verloren gegangen, da braucht jemand einen Arzt, der aktuelle Wetterbericht wird benötigt und für den Abend fehlt noch Grillfleisch.
Es riecht nach Camping-Gastkochern und frischem Kaffee und Hakola Dippel klettert guter Dinge zwischen den Zeltleinen und Booten hindurch zum großen Hauptzelt. Gleich geht es los zur nächsten Tagestour und sein Team ist schon zum Aufbruch bereit. Seit 20 Jahren ist er aktiv dabei und freut sich jedes Jahr auf die Seekajakwoche, um sich dort mit möglichst vielen Leuten am und im Salzwasser auszutauschen. Es sei der Atem des Meeres, das Raus und Rein mit der Tide, dass ihn so am Salzwasserpaddeln fasziniert. Im Fluss könne man nur von A nach B paddeln und müsse dann das Boot wieder zurück bringen. Im Meer sind Rundtouren und Tagestouren möglich, die Strömung und Brandung stellt eine Herausforderung dar und das Meer biete leider oft die letzten natürlichen Reviere Deutschlands: „Viele die natürlich Paddeln wollen sind fast gezwungen an die Küste auszuweichen“. Doch der 51-Jährige ist nicht nur in der Nordsee, sondern auch in der Ostsee im Mittelmeer oder im Atlantik unterwegs. Neben seinem Kajak besitzt er auch ein circa 5,50 Meter langes Umiak, das er als den Transporter unter den Booten beschreibt. Vergangenes Jahr war er mit diesem Schiff für vier Wochen in Grönland unterwegs und wollte es auch mit auf die Seekajakwoche nach Hooge bringen. Doch die Anreise zur Hallig im Umiak stellte sich schwieriger heraus als geplant. Auf dem Weg zwischen Schlüttsiel und Hooge schwappten Wind bedingt nicht nur von der Seite und von vorne Wellen in sein Boot, sondern auch von hinten. „Es ging ziemlich schnell – innerhalb von einer Minute bin ich gesunken. Aber es war alles wasserdicht verpackt und ich hatte so viel Auftrieb, dass das Boot nicht ganz untergegangen ist.“ Zu seinem Glück war Postschiffer Fiede Nissen ganz in der Nähe unterwegs, nahm über Seefunk Kontakt mit dem Schiffbrüchigen auf und fischte ihn mit samt Umiak aus der Nordsee. So ging Hakola Nissen außer einem Paar Gummistiefeln und einem Paddel nichts verloren und nach drei Stunden Wartezeit auf Langeneß fuhr er mit der W.D.R. Fähre nach Hooge. „Mir ist ja nichts passiert“ sagt er, stemmt seine Arme in die Seiten und wackelt mit seinem „Tuilik“, praktisch ein Anorak den man über die Sitzluke des Kajaks stülpen kann, damit kein Wasser eindringt. „Das kleine schwarze“, lacht er.
Ob Frauen oder Männer, von Zwei-Jährigen bis zu um die 80-jährigen Paddlern, von Schülern bis zu Professoren - die Truppe ist bunt gemischt und von Anfängern bis absoluten Kajak-Cracks ist alles dabei. „Da ist auch Wissen in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden vorhanden“ meint Matthias Panknin, zuständig dafür dass in der Woche auf Hallig Hooge für alle das Richtige Programm geboten wird. Seekajaktouren, Ausbildungen, Mitpaddelgelegenheiten, Workshops, Führungen, Vorträge und Diskussionskreise stehen auf dem Veranstaltungskalender. Es geht nach Sylt, Pellworm, Amrum, Gröde, Langeneß, auf die Außensände und und und. Ein Fischer hatte einen Gesprächskreis zwischen Paddlern, Fischern, der Wasserschutzpolizei, Fährkapitänen und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger angeregt. „Er hatte Angst, dass er uns auffischt, weil er uns nicht sieht“, sagt Panknin. „Ein gutes Gespräch um Verständnis füreinander zu bekommen.“ Im Vordergrund steht bei allen Veranstaltungen die Sicherheit. Es gibt keinen Führerschein für Kajaks, aber die Salzwasserunion vergibt Vereinsinterne Scheine, von der Seebefähigung über die Fahrtenleitung bis zum Ausbilder. „Man muss das Boot beherrschen, wissen wie man sich bei Strömung und im Fahrwasser verhält, entsprechend ausgerüstet sein und Situationen richtig einschätzen können“, meint Hakola Dippel. Kurz vor dem Start gehen alle nochmal ihre Checklisten durch. Alles dabei? Seekarte, Kompass, Tidenkalender, Reservepaddel, Fußpumpe, Erste Hilfe Set, Kleidung zum Wechseln – unglaublich was alles in so ein kleines Kajak passt.
„Paddeln ist mein Leben und meine Leidenschaft“ erzählt Panknin und fügt schnell hinzu: „Aber nicht im Süßwasser. Mehr an den Küsten der Meere und in der Weite. Eigentlich ist Salzwasser eher ungünstig weil es so klebt. Das Salz hätte man auch weglassen können“, lacht er. Bis auf zwei Wochen Skifahren im Jahr verbringt der Paddel-Liebhaber seine ganze Freizeit im Kajak. „Die Freunde vom Skifahren sind aber auch Mitglieder der Salzwasserunion. Wir lieben eben das Wasser, egal in welcher Form, ob flüssig oder gefroren.“
SAISONSTART IM HALLIGHAFEN
Am 2.April eröffnete Eckehard Schirmser SK"Tippy" ( Ressortleiter für Freizeisport und Küsenreferent des LKN-SH) die Wassersportsaison mit einer Gruppe von 7 Seekajakfahrern. Herrn Schirmer wude der Stander des HSCH überreicht.
Unser Hallighafen ist Kanustation des DKV (Deutscher Kanu Verband).
Kajak und Kanufahrer sind auf Hooge gern gesehene Gäste und herzlich willkommen. Bei der Anlegestelle für Plattbodenschiffe vor der Schleuseneinfahrt wurde extra eine Anlaufstelle angebracht.
Fotos (Grunwald/Ziebell)
Schaut doch auch mal auf www.salzwasserunion.de vorbei. Die Salzwasser Union ist der deutsche Verband zur Förderung des Seekajaksports, ein Zusammenschluss von Paddlern, die Küstenreviere bevorzugen.
Besucht doch mal die Seite vom Landes-Kanu-Verband Schleswig-Holstein e.V. "Nicht nur für Segler, auch für Seekajakfahrer ist der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ein faszinierendes und anspruchsvolles Fahrtenrevier [...] Seekajaks können noch Regionen befahren, die sonst von Wassersportlern nicht erreicht werden." www.kanu-sh.de